"Schau den Blumen beim Wachsen zu!"

Beim Denken, Erinnern oder Lernen beanspruchen wir verschiedene Teile unsere Gehirns. Während der größte Gehirnbereich eine Art riesigen Speicher bildet, in dem alles gleichsam in Schubladen abgelegt wird, was wir z.B. in der oder für die Schule lernen, gibt es andere Teile des Gehirns, die mit der Verarbeitung und Weiterleitung dieser Gedankeninhalte beschäftig sind. Beim Lernen und Erinnern wird jenes Zentrum des Gehirns besonders stark beansprucht, das mit der Organisation der ein- und ausgehenden Wissensportionen betraut ist. Beim Lernen eines neuen Lernstoffes und auch noch längere Zeit danach - manchmal eine ganze Stunde lang - ist es tätig und verarbeitet bzw. ordnet die neuen Lerninhalte den verschiedenen Speichersystemen des Gehirns zu. Da dieses Gehirnzentrum so etwas wie die Verwaltung des Inhaltsverzeichnisses unseres Gedächtnisses darstellt, brauchen wir es nicht nur beim Lernen sondern immer auch dann, wenn wir uns an etwas erinnern wollen.

Da Mario knapp vor der Wiedergabe des vor längerer Zeit gebüffelten Lernstoffs das Gehirn mit neuem Lernstoff "gefüttert" bzw. belastet hatte, war dieses "Verwaltungszentrum" während der Prüfung noch immer damit beschäftigt, die "Revolutionäre der Französischen Revolution" in den passenden Gehirnwindungen abzulegen, während es sich gleichzeitig bemühen sollte, die "Folgen der Revolution" aus anderen Teilen des Gehirns wieder hervorzuholen. Dieser Teil des Gehirns, der die Ein- und Ausgänge von Gedanken regelt, ist nämlich nicht besonders gut geeignet, zwei Aufgaben gleichzeitig durchzuführen, sodass weder das eine (das Ablegen der Revolutionäre) noch das andere (das Hervorkramen der Revolutionsfolgen) wirklich gut funktionierte. Dieses "Überkreuzen" der zwei Aufgaben hatte Mario während der Prüfungssituation anschaulich erlebt.

Daher sollten Pausen und überhaupt die Zeit unmittelbar vor einer Prüfung dazu benutzt werden, dieses "Verwaltungszentrum" des Gehirns nicht dadurch zu belasten, indem man noch rasch etwas wiederholt oder sich gar neuen Lernstoff einzuprägen versucht. Vielmehr sollte man einfach entspannt ein Loch in die Luft gucken oder den Blumen im Schulhof beim Wachsen zusehen.



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