Sperr dem Verstand eine Türe auf!
Diese Methode, mit der sich Clemens an die deutsche Bedeutung des Wortes erinnert hatte, nennt man „Schlüsselwortmethode“, die beim Lernen fremder Sprachen sehr hilfreich sein kann. Es ist zwar keine Methode, mit der man sich alle Vokabel einprägen kann – das wäre viel zu aufwändig -, sie ist aber gut geeignet, um sich selten verwendete Begriffe zu merken.
Die Schlüsselwortmethode baut wie die Eselsbrücken (Lerntipp „Bau dem Esel eine Brücke!“, Lernende Schule, Heft 41) auf den Grundlagen der Arbeitsweise des menschlichen Gehirns auf. Demnach kann man sich neues Wissen dann am leichtesten einprägen, wenn es mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft werden kann. Zum fremdsprachigen Wort muss daher ein ähnlich klingendes Wort in der Muttersprache gefunden werden; oft genügt es schon, wenn das Wort nur teilweise wie das fremdsprachige Wort klingt.
Dieses muttersprachliche Wort übernimmt die Rolle des Schlüssels, mit dem man gewissermaßen „seine Erinnerung aufsperren“ kann. Das Schlüsselwort wird dabei durch die akustische Ähnlichkeit an den fremdsprachigen Begriff gebunden und stellt gleichzeitig eine bildhafte Verbindung zwischen dem Schlüsselwort und der Übersetzung der Vokabel her.
So soll z.B. das englische Wort „duck“ (Ente) gelernt werden. Das Wort klingt gesprochen ähnlich wie das deutsche Wort „Dock“. Man kann nun eine bildhafte Verbindung dadurch herstellen, dass man sich ein Dock vorstellt, in dem statt eines Schiffes eine riesengroße Ente schwimmt.
Hört man nun das Wort „duck“, so denkt man an das ähnlich klingende Dock, erinnert sich an die große Ente, die im Dock schwimmt, und die Übersetzung ist gefunden.
Beim einleitenden Beispiel unseres Lerntipps war „Hose“ ein solches Schlüsselwort, dessen Bedeutung man mit dem englischen Wort „hose“ verbinden kann, das zwar anders ausgesprochen wird, aber fast gleich geschrieben wird. Clemens stellte sich dabei vor längerer Zeit einmal eine lange und sehr schlanke Hose vor, die wie ein Schlauch sehr eng am Körper sitzt. Dieses Bild hat er seither nicht mehr vergessen.
Um das Prinzip zu verdeutlichen, noch einige Beispiele:
- Das englische Wort „mice“ – die Mehrzahl des Wortes „mouse“ (Maus), die nicht in der üblichen Weise durch das Anhängen eines „s“ gebildet wird, was manchen SchülerInnen Probleme bereitet - klingt so ähnlich wie das Wort „Mais“. Nun kann man sich dazu das Bild vieler Mäuse vorstellen, die an einem Maiskolben knabbern.
- Um sich das englische Wort für „Ziege“ („goat“) zu merken, kann man sich einen wild dreinblickenden und mit Waffen behängten Goten vorstellen, der auf einer Ziege reitet.
- Weitere Beispiele aus dem Englischen: „stout“ – „beleibt“: Eine beleibte Frau steht im Stau; „retreat“ – „(sich) zurückziehen“: Ein Rettich zieht sich langsam vom Teller zurück.
- Um sich das französische Wort für „ Hund “ („chien“ – gesprochen „schieun“) zu merken, stellt man sich einen Hund vor, der auf einem Schi zu Tal fährt. Schi ist also das Schlüsselwort.