Renés Problem
kennen auch Erwachsene, die sich nach ihrer Schulzeit ärgern, warum das Meiste aus dem Unterricht nicht nachhaltig in ihrem Gedächtnis geblieben war. Das liegt in erster Linie daran, dass jeder Lernprozess aus drei Schritten besteht: der Vorbereitung und Aneignung des Wissens, der Anwendung des Wissens und der Nachbereitung. Mit dem Absolvieren einer Prüfung ist nämlich der Lernprozess nicht beendet. Wenn das Gefühl "Das werde ich alles nie mehr brauchen" auftaucht, ist die Grundlage dafür gelegt, dass sich der gelernte Stoff rasch in den Gehirnwindungen "auflöst".
Was manche konkrete Lerninhalte betrifft, wird das vielleicht auch im idealen Fall zutreffen, aber man kann aus der Prüfungserfahrung, dem Erfolg oder Misserfolg bei der Prüfung - bei René der Note oder der Rückmeldung des Lehrers - Einiges über die Richtigkeit des eigenen Lernens erfahren. Nach der Prüfung sollte sich René folgende Fragen stellen:
- Habe ich aus dem Lernstoff das Wesentliche herausgefunden, oder waren dem Lehrer ganz andere Dinge wichtig?
- Hat der Lehrer die erwarteten Fragen gestellt, oder hat er nach Zusammenhängen gefragt, an die man selber beim Lernen gar nicht gedacht hatte?
- Was kann ich daraus für eine nächste Prüfung mitnehmen? Sollte ich mich das nächste Mal vielleicht mündlich abprüfen lassen, da ich Probleme beim Formulieren der Antworten hatte?
- Haben mir vielleicht weniger die gelernten Inhalte sondern mehr die allgemeinen Grundlagen gefehlt - z.B. in Gegenständen mit aufbauenden Inhalten wie Mathematik oder Sprachen? Vielleicht sollte ich vor dem nächsten Lernen diese Grundlagen wieder auffrischen.
- Wie hat der Lehrer die Fragen gestellt? Waren Aufzählungen und Fakten wichtig oder das allgemeine Verständnis und die Zusammenhänge? Vielleicht sollte ich beim Prüfen von anderen Schülern die Fragen des Lehrers mitschreiben - siehe Lerntipp » Komm deinem Lehrer auf die Schliche.
- Hat der Lehrer dir genug Zeit gelassen oder war er ungeduldig, weil du so lange gebraucht hast, bis du etwas gesagt hast? Vielleicht ist es günstiger, dass man zunächst die Frage kurz wiederholt, um mehr Zeit zum Nachdenken zu haben.
- Was möchte ich später von dem Gelernten noch wissen oder können?
- Was sollte ich bei der nächsten Prüfung anders oder besser machen? Sollte ich vielleicht den Stoff herausschreiben, statt ihn nur zu lesen oder zu markieren (siehe Lerntipp » Wie lesen Leseprofis?)?
Diese und ähnliche Fragen sollte man sich nach jeder Prüfung stellen, den Ablauf noch einmal durchdenken und alles wenn möglich schriftlich - z.B. in einem Lerntagebuch - festhalten. Wenn man dann vor einer Prüfung die eigenen "Schwächen" bewusst angeht und etwas besser macht, dann wird man auch von einer Prüfung profitieren, die man am liebsten vergessen möchte.