"Eine der interessantesten Merkmale der europäischen Kunst des Mittelalters ist die Säulenfigur. Diese Statuen sind in die dahinter stehenden Säulen eingebunden und ordnen sich vollkommen dem architektonischen System des Portals unter. Ich gebe euch ein paar Bilder von Portalen französischer Kathedralen durch ..."
Die Lehrerin reichte den SchülerInnen in der ersten Bankreihe einige Postkarten.
"Wie ihr an diesen Beispielen sehen könnt, haben diese Figuren eine schablonenhafte Schlichtheit, der Gesichtsausdruck ist häufig starr. Um die Gläubigen direkter anzusprechen, ..."
In diesem Augenblick stupste Markus Angela an, um ihr die Postkarte weiter zu reichen. Sie warf einen gelangweilten Blick darauf und gab das Bild an Manuela weiter, die ebenfalls mit der Müdigkeit kämpfte. "Weihnachten", gähnte sie, "in einer Woche ist Heiligabend und ich hab noch immer keine Geschenke für meine Eltern!"
In einer Art Dämmerzustand verbrachten Angela und auch die meisten ihrer MitschülerInnen den Rest dieser Kunsterziehungsstunde. Draußen vor dem Schultor empfing sie klirrende Kälte. Angela atmete ein paar Mal tief durch und schon nach wenigen Schritten neben ihrer Freundin Manuela, mit der sie den größten Teil des Schulwegs gemeinsam hatte, waren beide wieder hellwach. Angeregt diskutierend berieten sie, was sie ihrer Familie unter den Weihnachtsbaum legen sollten.
Jeder von uns kann sich wohl leicht in diese Situation Angelas hineinversetzen und es ist einem jeden wohl schon einmal so ergangen, sei es nun in der Schule, bei einem Vortrag oder auch zuhause beim Lernen. Man fühlt sich schläfrig und hat das Gefühl, dass alles irgendwie zäh und langsamer als sonst abläuft.
Es ist in wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen worden, dass unser Gehirn - Denken, Lernen, aufmerksam sein ist nun einmal zum größten Teil die Arbeit des Gehirns - besser bzw. überhaupt erst arbeiten kann, wenn es mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird. Sauerstoff wird beim Atmen in die Lungen gepumpt, von wo er über das Blut (die roten Blutkörperchen sind dafür die Transporteure) in unser Gehirn gelangt, wo er die chemischen und elektrischen Vorgänge erst ermöglicht, die wir als Wahrnehmung oder Denken bezeichnen. Bei einem Mangel an Sauerstoff sinkt die Arbeitsleistung unseres Gehirns ab, während sie wieder erhöht wird, wenn wir unserem Gehirn wieder Sauerstoff zuführen. Genau das ist Angela passiert, als sie aus dem sauerstoffarmen, überheizten Klassenzimmer in die frische Luft vor die Schule trat.
Aus wissenschaftlichen Forschungen weiß man, dass der Körper
Wir können daraus lernen, dass es nicht besonders günstig ist, beim Lernen - und das ist ja eine Form des Denkens - immer nur zu sitzen. Vor allem dann nicht, wenn wir unter dem "Stoffdruck" immer mehr zusammensinken und nur mehr ganz flach atmen, also bei jedem Atemzug nur mehr ganz wenig Sauerstoff unserem Gehirn zukommen lassen. Wenn du beim Lernen also schon sitzen musst, dann solltest du wenigstens häufig die Position wechseln, tief durchatmen, einmal kurz aufstehen oder dich strecken. Dein Oberkörper sollte beim Sitzen ganz aufrecht sein, damit du bei jedem Atemzug möglichst viel Luft in deine Lungen pumpst.
Da wir nur in den seltensten Fällen beim Denken oder Lernen
gleichzeitig einen Dauerlauf unternehmen können - darunter
würde unsere »Konzentration sehr leiden, da wir immer darauf achten müssten, nicht gegen
einen Baum zu krachen oder über die Katze des Nachbarn zu
stolpern -, bietet sich das Spazieren gehen vor allem für das
Wiederholen von Lernstoffen an. Wenn ihr Eure Vokabeln oder einen
anderen Stoff z.B. in einer Lernkartei habt, dann nehmt euch einen Stapel und begebt euch zum "Lernen beim
Spazieren gehen"!
Aristoteles ein berühmter Philosoph im alten Griechenland, hielt seine Vorlesungen, indem er mit seinen Studenten spazieren ging. Auch Schauspieler lernen ihre Texte am besten im Gehen
Wenn Menschen über etwas sehr konzentriert nachdenken, gehen
sie häufig ganz unbewusst im Raum herum. Denn unser Körper
ist von der Natur aus nicht dafür "gebaut", längere Zeit zu
sitzen! Aber das brauchen wir keinem Schüler oder Studenten
erzählen, oder?