Als der Lehrer die Französischschularbeit zurückgab, musste Christopher lange warten, bis er an die Reihe kam. Der Lehrer begann immer mit den Besten und Christopher wusste, dass er leider nicht dazu gehörte. Auch dieses Mal war es gerade ein "Ausreichend" und der Lehrer machte ein nachdenkliches Gesicht, als er ihm das Heft zurückgab. Er sagte: "Wenn man schon keine Begabung für Sprachen hat, dann muss man halt ein wenig mehr üben!"
Innerlich musste ihm Christopher Recht geben, denn im Gegensatz zu anderen Fächern machte ihm das Lernen von Vokabeln und Grammatik überhaupt keinen Spaß. Dabei wusste er von seiner großen Schwester, die ein Jahr im Ausland studiert hatte, wie wichtig die Beherrschung von Fremdsprachen war.
Auch in Englisch war Christopher nicht unter den Besseren. Zwar hatte er schon versucht, mit Hilfe einer Lernkartei (Lerntipp "Benjamins & Werners Lernmaschine") sich besser auf die Schule vorzubereiten, doch war dieses trockene Üben nicht seine Sache.
Da er den Nachmittag auch heute bei seiner Großmutter verbrachte und bei ihr in der Küche sitzend die Korrektur der Schularbeit schrieb, klagte er ihr seine Probleme beim Sprachenlernen. Die Großmutter sprach zwar recht und schlecht Französisch, das sie in der Schule gelernt hatte, aber an eine »Konversation war nicht zu denken.
Als er mit der Korrektur fertig war, bereitete er sich auf den morgigen Geschichtstest vor. Geschichte zählte zu Christophers Lieblingsfächern. Besonders faszinierten ihn die großen Entdecker. Der Prüfungsstoff betraf die Entdeckung Trojas durch Heinrich Schliemann.
"Ein Entdecker wie Heinrich Schliemann zu sein, das wäre super!" meinte er.
"Der aber war ein Sprachgenie und soll neben deutsch auch noch englisch, französisch, niederländisch, spanisch, natürlich griechisch, lateinisch und was weiß ich noch gesprochen haben", erwiderte die Großmutter.
"Das gibt's nicht!" protestierte Christopher. "Da muss er ja ewig daran gelernt haben!"
"Nein!" sagte die Großmutter, "er hat fast alle Sprachen innerhalb kürzester Zeit, manchmal sogar in ein paar Monaten gelernt! Warte, ich habe seine Lebensgeschichte im Bücherschrank."
Die Großmutter stand auf und brachte ihm den schon etwas vergilbten Band "Abenteuer meines Lebens".
"Ich schenke es dir!"
"Danke! Das werde ich gleich studieren, das passt gut zu meiner Prüfung."
In dem Buch fand Christopher auch die Beschreibung, wie der berühmte Entdecker Englisch gelernt hatte: "So warf ich mich denn mit besonderem Fleiße auf das Studium des Englischen, und hierbei ließ mich die Not eine Methode ausfindig machen, welche die Erlernung jeder Sprache bedeutend erleichtert. Diese einfache Methode besteht zunächst darin, dass man sehr viel laut liest, keine Übersetzungen macht, täglich eine Stunde nimmt, immer Ausarbeitungen über uns interessierende Gegenstände niederschreibt, diese unter der Aufsicht des Lehrers verbessert, auswendig lernt und in der nächsten Stunde aufsagt (...). Um mir sobald als möglich eine gute Aussprache anzueignen, besuchte ich sonntags regelmäßig zweimal Gottesdienste in der englischen Kirche und sprach bei dem Anhören der Predigt jedes Wort derselben leise für mich nach."
Mit Staunen las Christopher, dass Schliemann oft bis zu zwanzig Seiten eines Buches auswendig lernte und seinen Lehrern vortrug. Diese Methode wandte der Entdecker dann auch beim Französischen, Holländischen, Italienischen und Portugiesischen an, wobei das nicht mehr als sechs Wochen gedauert haben soll, bis er jede dieser Sprachen fließend sprechen und schreiben konnte.
Neben dem großen Fleiß und dem unbedingten Willen, Sprachen zu lernen, liegt das Geheimnis dieser Methode wohl im Auswendiglernen von Texten. Neue Wörter und Begriffe werden zugleich in einem konkreten Satzzusammenhang erlernt, wodurch diese sich leichter einprägen als in langen Wortlisten.
Jeder Text enthält neben den Vokabeln auch die Regeln der Grammatik, wodurch man gleichzeitig übt, wie in dieser fremden Sprache die Wörter und die Grammatik praktisch angewendet werden.
Will man diese Methode auf unsere heutige Zeit übertragen, dann kann man das einmal anhand von ausgewählten Liedtexten versuchen, die in Beiheften von Musik-CDs oder auch im Internet zu finden sind. Das Mitlesen, Mitsingen und Auswendiglernen kann zunächst noch ohne Übersetzung erfolgen, vielmehr sollte man versuchen, den Sinn und die Handlung des Textes zuerst aus der Sprachmelodie heraus zu verstehen. Erst dann sollte man an eine Übersetzung des Textes herangehen, wobei eine "wörtliche" Übertragung zwar manchmal seltsam klingen mag, aber den Satzbau der fremden Sprache widerspiegelt. Wenn man dann vielleicht fünfundzwanzig oder mehr solcher Texte auswendig beherrscht, wird man neben den zahlreichen Vokabeln auch die Grammatik der Sprache gut beherrschen.
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