Der Umgang mit Texten und Wörtern ist die Grundlage für das Erkennen von relevanten Informationen und Wörtern in Sachaufgaben oder Textaufgaben, wobei Kinder, die wenig lesen und denen die Sinnentnahme von Texten allgemein schwer fällt, mit Sachaufgaben die größten Schwierigkeiten haben. Daher ist das Lesen eine wichtige Vorbereitung auf das Verständnis und die Lösung von mathematischen Textaufgaben. Sach- bzw. Textaufgaben sollen in der Regel auch nicht das Rechnen an sich üben, sondern vermitteln, eine bestimmte Rechenmethode richtig anwenden zu lernen.
Bekanntlich kommt es im echten Leben eher selten vor, dass eine eindeutige Rechenaufgabe vorgelegt wird, sondern man muss diese aus dem Problem erst selbst erschließen, wie das auch bei einer Textaufgabe der Fall ist. Man muss sich nur vorstellen, wie man etwa die Anzahl der Fliesen berechnet, mit denen man sein Badezimmer verfliesen möchte, oder wieviel Samen man benötigt, um in seinem Hochbeet genügend Radieschen für die Familie ernten zu können. Preissenkungen werden eher vergleichbar, wenn durch Prozentrechnung ermittelt wird, wie günstig ein Kleidungsstück jetzt geworden ist und der Lottoeinsatz wird kleiner wenn man für die Gewinnchance für einem Lottogewinn in Prozent errechnet.
Textaufgaben in der Mathematik erzeugen daher bei vielen Schülerinnen und Schülern - und auch bei vielen Erwachsenen ;-) - Unsicherheits- und Angstgefühle, weil man bei ihnen nicht einfach zu Rechnen beginnen kann, sondern erst durch Lesen den Sinn und die Bedeutung erfassen muss, in diesen dann eine oder meist mehrere dazu passende Rechenaufgaben erkennen, und schließlich diese auch noch richtig rechnen muss.
Viele Schülerinnen und Schüler haben bei diesem Schritt große Probleme, die Textstruktur in eine mathematische Struktur zu übertragen, was dazu führt, dass das Anwenden mathematischer Beziehungen bzw. Rechenoperationen nicht richtig gelingt, obwohl das Rechnen selber von den Kindern beherrscht wird. Oft rechnen Schülerinnen und Schüler einfach darauf los und verirren sich in ihren eigenen Rechnungen oder kommen zu Ergebnissen, die nicht richtig sein können, was sie oft selber erkennen und dann verzweifelt sind oder sogar in Panik geraten. Dieses vorschnelle Rechnen geschieht auch deshalb, weil viele in einem solchen Fall einfach irgendwas rechnen, um das Blatt nicht leer abgeben zu müssen. Und wenn man bei Rechnen aufgeregt ist oder gar Angst hat, dann schleichen sich sehr oft in die einfachsten Rechenaufgaben Fehler ein.
Bei Rechenaufgaben auf Textgrundlage ist daher der erste Schritt der wichtigste und entscheidende, denn alle anderen Schritte folgen mehr oder minder logisch aus diesem, wobei ein Fehler, der im ersten Schritt gemacht wird, nicht bei den weiteren Schritten korrigiert werden kann. Man muss also bei einer Textaufgabe den Sachverhalt richtig verstehen, wobei man diesen am besten schriftlich festhält, d. h., man muss zuerst den Text für sich selber in eigene Gedanken übersetzen. Das sollte in der Regel auf einem eigenen Arbeitsblatt erfolgen. Bei manchen Textaufgaben bietet es sich auch an, eine Skizze anzufertigen, um eine bessere Vorstellung von der Aufgabenstellung zu bekommen. Durch den Text allein wirken Textaufgaben oft viel länger als normale Rechenaufgaben. Man sollte sich daher von der Länge einer Textaufgabe nicht abschrecken lassen, denn was dahinter steckt ist oft gar nicht so umfangreich, wie es zunächst aussieht. Häufig sind längere Textaufgaben einfacher zu lösen als kurze, da in diesen mehr Hinweise auf das eigentliche Rechnen stecken.
Man sollte daher angesichts einer Sachaufgabe einfach tief durchatmen und den Text einmal ganz in Ruhe langsam vom Anfang bis zum Ende durchlesen. Wenn dabei etwas nicht klar ist, einfach noch einmal lesen, denn oft ergibt sich der Sinn des Anfangs der Aufgabe erst aus dem Überblick über das Ganze.
Beim Lesen sollte man in der Textaufgabe die Zahlen, Signalwörter oder Schlüsselwörter zu erkennen versuchen und diese eventuell mit einem Stift markieren, vielleicht auch überflüssige Angaben einfach durchstreichen. Signalwörter helfen dabei, die im Text versteckten Rechenaufgaben zu finden, und verraten erst, welche Rechenart man verwenden muss, denn Schlüsselwörter weisen auf bestimmte Rechenoperationen wie Addition, Subtraktion, Multiplikation oder Division hin.
Es empfiehlt sich, eine Tabelle für solche Signalwörter anzulegen, wobei man diese Tabelle beim Auftauchen neuer Begriffe in Textaufgaben ergänzen sollte. Es empfiehlt sich auch, diese Tabelle am Arbeitsplatz aufzuhängen, damit diese im Fall des Falles verfügbar ist!
Übrigens kommen Sach- und Textaufgaben immer wieder in Einstellungstests vor, sodass das Beherrschen auch später im Leben, wenn man sich um einen Arbeitsplatz bewirbt, von großer Bedeutung ist!
Fachlicher Hinweis: Die Nutzung von Signalwörtern oder Schlüsselwörtern sollte Kindern nur den Einstieg in die Lösung von Textaufgaben erleichtern, darf aber nicht das zentrale Ziel bei der Bearbeitung von solchen Aufgaben bleiben. Siehe dazu die Ausführungen zu Sach- und Textaufgaben in Mathematik!